Eine Bergtour auf Schmugglerpfaden

Am 26. Mai 2018 unternahmen neun Junioren und der Trainer der JuniorNordics  eine Bergtour durch die Sächsische Schweiz. Zur Unterstützung war Dr. Volker Beer, Referent für Umwelt und Naturschutz beim DAV Sektion Leipzig, mit dabei. Ausgangspunkt war der Leipziger Hauptbahnhof um 7:40 Uhr. Hier trafen sich alle und fuhren mit der Bahn zum eigentlichen Startpunkt in Schmilka. Selbstverständlich gab es die Belehrung zum Verhalten bei der Bahnfahrt und bei einer Bergtour.

BergtourNach einer Fährfahrt über die Elbe in Schmilka angekommen, studierten wir die Wanderroute und starteten. Die Strecke führte uns zuerst in den Falkoniersgrund zum Einstieg in die fast allen bekannte Rotkehlchenstiege. Nach Treppensteigen in der ersten Etage angekommen, folgten wir einer Traverse oberhalb des Rauschengrund bis zur Starken Stiege. Bei einer Pause erklärte uns Dr. Beer die Entstehung des Elbsandsteingebirges und zeigte uns die Spuren, die das Meer der Kreidezeit (vor 135 bis 65 Mio. Jahren) hinterlassen hatte.

Der Aufstieg über Starke Stiege war die Schlüsselstelle der Tour. Ein kurzes Steilstück verlangte einfache Fertigkeiten der Felskletterei (Stufe I-II).* Einige künstliche Steighilfen erleichterten uns den Aufstieg. Zusätzlich wurde ein Kletterseil über die gesamte Passage als doppeltes Fixseil gelegt. Nach kurzer Einweisung ging es los. Die Vorsteiger gingen etappenweise zu sicheren Standplätzen voran und wiesen die nachsteigenden Junioren auf Griff- und Standmöglichkeiten hin. Bei Notwendigkeit gab der Trainer auch körperliche und mentale Unterstützung.

Bergtour Die „Bergsteiger“ realisierte dieses Teilstück sehr besonnen, konzentriert  und ruhig.
So konnte danach auch jeder sein Erfolgserlebnis beim Klettern verbuchen.

Eine Traverse weiter oben ging es zum Großvaterstuhl.

BergtourBei einer kurzen Rast stärkten wir uns dort mit Speis & Trank, testeten das Echo vom Rauschenstein und besprachen zwei Wegvarianten. Wir entschieden uns für den Weg vorbei am Carolafelsen. Dabei überquerten wir bei ca. 450 m über NHN den höchsten Punkt der Tour. Der tiefste Punkt lag mit 120 m über NHN an der Elbe.

Der Abstieg von der Affensteinpromenade führte uns durch die Wilde Hölle, einer Felsstiege der leichteren aber besonderen Art. Über Eulentilke und Nasser Grund verließen wir den felsigen Teil der Wanderstrecke und kamen im Tal der Kirnitzsch an. Dort hatten wir noch Zeit bis der Bus kam.

Bei der Gelegenheit schauten wir uns an, was wir eigentlich geschmuggelt hatten. Es waren 50 bunte Seed Balls, aus Ton-/Komposterde geformten handlichen Kugeln, die Pflanzensamen enthalten, die in dieser kompakten Form vorwiegend im urbanen Raum ausgebracht werden können. Jeder bekam seinen Anteil.

Die Rückfahrt mit Bus und Bahn verlief wie im Flug. Wir kamen 19:50 Uhr wieder gut am Leipziger Hauptbahnhof an.

Noch ein paar Daten für Insider…

Die JuniorNordics waren ca. 9 km in der Horizontale unterwegs. Hinzu kommen rund 900 Höhenmeter (Hm) in der Vertikalen mit 480 Hm Aufstieg und 420 Hm Abstieg.  Die Wanderleistung entspricht damit rund 9 km zuzüglich 5 km (100 Hm Aufstieg = 1 km). Somit waren es rund 14 km, was die Empfehlung des Fachverbandes SWBV hinsichtlich der empfohlenen Maximalstrecke für Kinder und Jugendliche pro Tag von rund 2-mal Lebensalter in km in jedem Fall erfüllte.

Besonders herausfordernd waren die Wegstücke Starke Stiege und der Wilde Hölle. Individuelle Unterschiede bei Technik, Kraft und Einstellung wurden durch sehr gutes Teamwork ausgeglichen. Interessant waren die Ausblicke in die Ferne, in Täler und Schluchten sowie die Beobachtung von Tieren und Pflanzen. Es war eine sonnige und sportliche Tour. Bei den JuniorNordics waren Stimmung und Disziplin gut sowie Kommunikation und gegenseitige Unterstützung sehr gut.

Vorschau:

Die nächste Tagestour erwartet die JuniorNordics am 16. Juni 2018, mit dem Paddelboot durch den Spreewald.
Dafür werden wir beim IndoorBasic mit Armkraft und Gleichgewichtssinn trainieren.

Red./Fotos: jk

*Bergsteigen und technische Ausrüstung. Ein kleiner Exkurs:

Die Grenze zwischen Bergwandern und Bergsteigen bei den Bergtouren ist fließend. Beides birgt Risiken. Es ist aber ein Irrglaube, dass man allein durch technische Ausrüstung ein höheres Risiko eingehen kann. Wenn Freizeitsportler mit selten genutzter Ausrüstung aus dem Stehgreif komplexe Handlungen vollführen sollen, wird leicht die Aufmerksamkeit für das Wesentliche beeinträchtigt.

Bergsteigen, das ist Sport, wo Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefragt sind und langfristig erworbene Erfahrung, Bewegungstechnik und Orientierungsfähigkeit. Unser Konzept: Die ausgeschriebenen Touren für die Kinder- und Jugendgruppe werden gemäß Alter und Leistungsfähigkeit erarbeitet und zielgerichtet durch das wöchentliche Sporthallentraining vorbereitet.

Danach kann der Übungsleiter die Fähigkeiten der jungen Sportler entsprechend einschätzen. Wir bewegen uns beim Bergsteigen in den untersten Schwierigkeitsstufen:

  • Stufe I: Geringe Schwierigkeiten, einfachste Form der Felskletterei (jedoch kein leichtes Gehgelände). Die Hände sind zur Unterstützung des Gleichgewichtes erforderlich. Anfänger müssen am Seil gesichert werden. Schwindelfreiheit ist bereits erforderlich.
  • Stufe II: Mäßige Schwierigkeiten. Hier beginnt die Kletterei, welche die „Drei-Punkt-Haltung“ erforderlich macht.

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